Entstehungsgeschichte

Dr. Heinz Giering, Anästhesist und Nürnberger Notarzt, reiste 1998 auf den Spuren von Bernhard Grzimek durch den Norden Tansanias. Seine erste Station war das Rehabilitation Center in Usa River (URRC). Damals wie heute werden dort behinderte Jugendliche mit dem Ziel ausgebildet, ein eigenständiges Leben führen zu können.

Wolfgang Kopp leitete 1998 als Diakon die Einrichtung und erzählte Dr. Giering von Kindern mit starken Verbrennungen, die sie sich an den offenen Feuerstellen in den heimischen Hütten zuziehen. Durch die mangelnde Versorgung entstehen dabei oft großflächige Narben, die zu Gelenkversteifungen führen und dadurch eine dauerhafte Behinderung zur Folge haben. Auch Schüler des URRC mit Klumpfüßen und mit stark deformierten Beinen durch Mangelernährung und Trinkwasser mit zu hohem Fluorgehalt stellte Kopp vor. Noch in Gierings Urlaub entwickelten beide 1998 die Idee, den behinderten Kindern und Jugendlichen im URRC medizinische Hilfe aus Deutschland zu bringen.

Zurück in Deutschland wurde mit der Kinderorthopädin Dr. Annemarie Schraml und OP-Schwester Erika Depner ein operativer Einsatz im Nkoaranga-Lutheran-Hospital geplant. Das 3er-Team landete erstmalig im Jahr 2000 am Kilimanjaro Airport. Dieser erste Einsatz wurde durch eine Jahresspende der Rummelsberger Brüderschaft finanziert. Nach 20 Jahren gemeinsamer Führung liegt heute die operative Leitung der „Aktion Feuerkinder“ bei Dr. Annemarie Schraml. Aus gesundheitlichen und privaten Gründen musste Dr. Heinz Giering 2018 die aktive Mitarbeit vor Ort im Nkoaranga-Lutheran-Hospital und URRC leider vorerst beenden. Er engagiert sich aber weiterhin für die „Feuerkinder“, zum Beispiel mit Vorträgen und in der (Spenden-) Verwaltung.

Heute sind wechselnde Teams mehrmals im Jahr vor Ort, um sich der noch immer hohen Zahl unbehandelter Kinder anzunehmen, die mittlerweile aus Gesamt-Tansania zur Behandlung ins Nkoaranga-Hospital kommen. Zu Anfang waren es hauptsächlich die Verbrennungsopfer, die operativ versorgt wurden und der Organisation ihren Namen gaben. Nach und nach verlagerten sich die Schwerpunkte auf die Korrektur von Klumpfüßen und extrem verbogenen O- und X-Beinen.
Eine gute Zusammenarbeit besteht mit dem Reha-Center Usa River und dem Plasterhouse in Arusha.

Beinahe alle benötigten Materialien, Instrumente, Medikamente, Gipsbinden etc. werden von Spendengeldern in Deutschland gekauft und in das ostafrikanische Land transportiert. Große Unterstützung in der logistischen Vorbereitung der Einsätze leisten seit dem Jahr 2005 Frau Marion Belzner und seit 2015 Herr Dr. Klaus Schwendner, die beide auch aktiv bei den Einsätzen als OP-Schwester bzw. Anästhesist mitarbeiten. Prof. Dr. Johannes Hamel und Dr. Gerd Hohenberger sind als Fachärzte für Orthopädie/Kinderorthopädie seit vielen Jahren regelmäßig im Team dabei.

Nachdem im ersten Jahr 41 meist kleine Operationen durchgeführt wurden, lies sich durch personelle Ergänzungen im Team und durch die Erfahrung im Arbeiten unter einfachsten Bedingungen die Zahl der Eingriffe pro Jahr auf ca. 150 erhöhen. Es wurden auch schwierigste orthopädische Eingriffe ohne ernsthafte Komplikationen, weder auf operativer noch auf anästhesiologischer Seite durchgeführt.
So erfolgten bisher fast 3.000 Operationen und über 7700 ambulante Behandlungen.

Was am Anfang als einmalige Hilfsaktion geplant war, hat sich als feste Einrichtung mit großem Erfolg etabliert. Finanziert durch Spenden ist es eine Hilfe zur Selbsthilfe. Während des ganzen Jahres werden nun im Nkoaranga Krankenhaus Patienten mit orthopädischen Erkrankungen, Knochenbrüchen und allgemeinchirurgischen Erkrankungen behandelt. Möglich ist das durch die vom Feuerkinderprojekt finanziert Aus- und Weiterbildung von einheimischen Ärzten.

Um den Kreislauf der Armut durchbrechen zu können, sind die Menschen in diesem armen Land besonders auf die Funktionsfähigkeit ihrer Beine angewiesen. Nur wenn jemand gehen kann, sind der Schulbesuch, eine Ausbildung und der Erwerb des Lebensunterhaltes möglich.